Rezensionen Chapter Done

Das richtige Wort ist glaube ich sapperlot. Mord, die sich ihre Bestandteile zu drei Fünftel mit den etwas gesitteteren Kreisky teilen, ist mit ihrem Debutalbum in Sachen Wiener Post/Progrock ein großer Wurf gelungen. Nicht nur, dass sie ihre Instrumente auf unerhörte Art malträtieren, sondern auch formale und textliche Rezepte werden konsequent gekreuzt. In neun Liedern arbeiten sich die Herrschaften akribisch durch den Alltagswahnsinn ohne selbst dabei verrückt zu werden. Da werden allerhand Befindlichkeiten durchdekliniert – immerhin das ganze Spektrum zwischen jein und nein – und immer hat man das Gefühl, dass diese Menschen meinen, was sie da tun, dass es ihnen todernst ist und das ist in einer Zeit, da viele betont darauf verzichten einen Standpunkt einzunehmen und lieber mit hohlen Phrasen über ihre Meinungslosigkeit hinwegtäuschen, alles andere als selbstverständlich.
derbagger.org, 01/2008

Mord aus Wien - das klingt nach Abgründen, die Spaß machen. Verzerrte Gitarren, rollende Bässe, vertrackte, elektronische Beats und ein meist schepperndes, doch Groove vermittelndes Schlagzeug werden von einem Sprechgesang begleitet, der sowohl mit seiner Lautstärke als auch mit seiner Sprache zu spielen weiß. Mit den neun Songs, die wahlweise in Englisch und Deutsch gesungen werden, entwickeln sich atmosphärische Schallräume, die von rauen Gitarrenstimmen durchbrochen und von facettenreichem Noise wieder zusammengefügt werden. Der experimentelle Umgang mit sich überlappenden Klangschichten führt zu vielen fordernden aber auch hypnotischen Momenten innerhalb dieser Art der Formulierung von Rockmusik. Auf - Chapter done - werden musikalisch sehr vielschichtige wie originelle beschritten, die zwar unterschiedliche Ausgangspunkte haben, aber schließlich allesamt in einen immer lauter werdenden, brodelnden Untergrund weisen. Mord führen an einem Ort, wo bei spärlich zuckendem Licht und verstörendem Lärm, betont lässig getanzt werden kann (Klaus Buchholz – the gap). (8/10)
Klaus Buchholz, The Gap, 12/2007

Mord haben sich eine Heimat im Wald zwischen Surrogat, Sonic Youth und Walkie Talkie gesucht und man kann sie augenblicklich zur Spitze der heimischen Popschaffenden zählen. Ihr neues Album Chapter Done ist ein druckvoller Sturm.
David Pfister, FM4 , 08. 10. 2007
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Nach Kreisky und den zuletzt hier begeistert angewedelten Bell Etage veröffentlicht eine weitere heimische Band ein super Album: Mord. Guter Name, und dass das Album Chapter Done entsprechend harte Bandagen anlegt, wundert da also nicht. Mord spielen Noise-Rock, dem die Intensität alter Helden zwar anzumerken ist, man kommt als auch deutschsprachig textendes Unternehmen aber zeitgenössisch daher - auch wenn jetzt die bloße elektrische Unterstützung im Rhythmusbereich keine Weltrevolution mehr ist. Aber: Die Dosierung macht's aus - und die stimmt hier durchgängig. Zumal die Ergebnisse nicht sture Brutalinski-Stücke sind, sondern auch lässig grooven und sich - wie in Ich bin Asylant - politisch geben. Gute Sache, das.
Karl Fluch, Der Standard, Printausgabe, 05. 10. 2007

Mord lassen es auf ihrem Debütalbum "Chapter Done" sehr charmant scheppern. Könnte gut und gern auch bei Steve Albini aufgenommen worden sein. Unverkennbar Kinder der 70er und 80er (Referenzen wie Krautrock, Punk und EBM sind nicht ganz unberechtigt), konglomerieren die Jungs hier in sympathischem Muckertum mit ungewöhnlicher Besetzung einen höchst eigenständigen Sound, dessen räudige Klangästhetik, gut vorbereitete Ausbrüche und abgründige Texte ihre Wirkung nicht verfehlen. Wenn da da noch mehr aus dieser Ecke kommt - servas Kaiser!
Stephan Sperlich, Skug, Nr. 4 / 2007

Wenn Ihnen dieser Tage eine lokale Rockband, von der Sie noch nie zuvor gehört haben, unvermittelt den Boden unter den Füßen wegzieht, so handelt es sich vermutlich um Mord und ihr Debüt "Chapter Done" (Konkord/Hoanzl). Das Quintett weist personelle Überschneidungen zur vielgelobten Gruppe Kreisky auf, verzichtet aber auf deren Synthie-Sounds und tritt stattdessen mit gleich zwei Schlagzeugern an, zu denen sich auch noch elektronische Beats gesellen. Der Rhythmus ist also eine wichtige Komponente, das lustvoll und äußerst facettenreich zelebrierte Grobianertum eine andere. Die zwischen deutsch- und englischsprachigem Gesang wechselnde Band weiß um Kraut- und Noiserock ebenso Bescheid wie um körperbetonte Frühformen elektronischer Popmusik. Dass formal vom kompakten Song bis zum monströsen Zehnminüter vieles möglich ist, verwundert da auch nicht mehr. "Eine Platte, die dem unglücklichen Menschen in uns allen zuruft: Geh geradeaus weiter, mein Freund, denn das Schlimmste liegt noch weit vor dir!", heißt es dazu einladend im Begleitschreiben der CD.
Falter, 12. 09. 2007

Wieder so ein Bandname, bei dem man sich in den Arsch beißt, weil er einem selbst nicht eingefallen ist. Wie auch Kreisky, bei denen drei der fünf Musiker von Mord ja auch mit von der Partie sind. Wo aber die Signale letztgenannter Band sehr präzise und fokussiert sind, leisten sich Mord das ästhetische Vergnügen, ihre noisige und recht freie Musik weit schweifen zu lassen. Dem Album gibt das mitunter etwas Laborhaftes, manchmal wähnt man sich eher beim Hören einer Compilation - was aber durchaus im Sinne der Band sein dürfte. Den Track "King In High Heels" wünscht man sich von Didi Bruckmayr gesungen und ansonsten gilt: Auf Mord muss man sich einlassen!
Rainer Krispel, TBA, 10/2007

Nomen est omen - der Bandname lässt bereits auf den düsteren und depressiven Grundton der CD schließen. Das Debütalbum von MORD, welches Mitglieder von GELEÉ ROYALÉ, 4EXP2 und KREISKY eingespielt haben, wartet mit einem Gemenge von Prog, Noise, minimalistischem Punk und kurz angebundenen elektronischen Beats auf. Die Österreicher verstehen es, Spannungsbögen aufzubauen und gekonnt über die Stränge zu schlagen. In den Texten werden, ganz nach KREISKY-Prinzip, die abstrusen Zustände des Alltags aufgegriffen und sarkastisch entstellt. Durch teils kaum verständlichen Sprechgesang, Geschrei, aber auch Gesang ergibt sich ein zeitweise verwirrter Sound, der zu faszinieren weiß. Das rasante "King In High Heels", einer der beiden Lieder mit englischen Texten, ist der einzige Rocksong mit halbwegs klassischer Aufmachung auf "Chapter Done". Stücke wie "Ich bin Asylant" und "Oral B" sind sperrig, verzerrt und eher Abbild des Alb(tra)ums. Die in den Texten transportierten Geschichten gehen durch ihre schroffe Vertonung unter die Haut. In "Einsam" klingen die vorgetragenen Phrasen so verzweifelt und apathisch, dass man sich fast schon Sorgen um den Sänger machen möchte. "Behauptungen" lässt einen mit permanentem Saiten-Geheule und seinen kurzen, über Funk übertragenen Sprechertexten verstört hinter sich. MORD haben die Dunkelheit für sich entdeckt und wollen diese mit uns teilen. Und dabei stellen sie klar, dass auch die finsternis ein schönes Antlitz besitzt. (7,5/10)
Pascal Leonhard, Slam-Zine, 10/2007

Krachen muss es! Wer mit dieser Ausrufung etwas anfangen kann, der sollte dabei bleiben. Mord pflegen alle Formen des groben Wahnsinns und machen dabei als Täter immer gute Figur. Das alles passiert mit doppeltem Schlagzeug, doppelter bis dreifacher Gitarre, dazu ein einfacher Bass, böse Elektro-Beats und mächtig viele Störungen. Die Texte sind, wie der Bandname vermuten lässt, mehrheitlich unlustig und werden teils in Deutsch und Englisch gesprochen, gesungen oder gejammert. Obwohl schon seit 2001 im Zorn vereint, dauerte es ganze 7 Jahre bis zum mörderischen Debütalbum "Chapter Done". Das lässt sich aber so erklären, dass die Beteiligten auch in anderen Konstellationen Rabatz machen: unter anderem mit Kreisky, Geleé Royalé oder 4exp2. Gegen die Realität ist allerdings selbst Mord ein Lercherlschas, und wer diesen Anschlag überlebt und trotzdem guter Dinge ist, befindet sich vermutlich auf der guten Seite.
Augustin, Nr. 212, 09/10 2007

Dieser ganz und gar düstere Bandname passt gut zur Musik dieser österreichischen Experimentalband. Die musikalisch versierten Bandmembers dürften von den Formationen Kreisky und Gelée Royale bekannt sein. Hier brauen sie eine innovative Mischung aus Kraut-Rock, New Wave, EBM und Pop. Die trostlose Gestaltung des Albums ist ebenfalls exzellent gelungen und fügt sich perfekt in die Gesamtstimmung. Mord sind definitiv radiountauglich und nicht zuletzt deshalb äußerst interessant!
Alfred Wihalm, Planet Music Magazin, Winter 2007/08

Ein Bandname, der sich einprägt: Mord. Das Quintett besteht zu drei Fünfteln aus Mitgliedern der Indierocker Kreisky, lässt sich also durchaus als Seitenprojekt dieser Band begreifen, die heuer ein mitreißendes Debütalbum vorgelegt hat. Mord gehen musikalisch allerdings eigene Wege. Das zeigt sich schon an der Besetzung mit zwei Schlagzeugern und drei Gitarristen (plus Elektronik). Auf Chapter Done bewegen sich die Herren zwischen mitreißenden Stücken mit treibenden Beats und furioser Gitarrenarbeit, ruhigem Postrock, groovigen Krautrock-Spinnereien, Techno im Bandkontext und Noiserock. Auch der verschwörerische Gesang erweist sich als reizvoll. Eine Platte, die beweist: Es lässt sich heute vielleicht keine ganz neue Musik mehr erfinden, aber in punkto Kombinationen ist immer noch eine Menge möglich. (5/7)
Sebastian Fasthuber, now!, 09/2007

Guter Bandname, tolles Album: Die österreichische Band Mord übt sich auf "Chapter Done" in dunklen Etüden, die mittels unterdrückt-aggressiver Riffs, an der Grenze zur Tanzbarkeit angesiedelten Beats und immer wieder hochgehenden Soundeskapaden einen zeitgenössischen Noise-Rock ergeben, der sich von historischen Vorbildern gut emanzipiert hat – ohne auf das wesentliche dabei zu vergessen: den notwendigen Druck hinter jedem einzelnen Ton.
Karl Fluch, derstandard.at

MORD! Schöner Bandname eigentlich. Vielleicht etwas … hmmm… wenig verführerisch? Egal. Die heimische Formation mit Shocker-Name bietet auf deren Debüt mit dem Titel ‘Chapter Done’ jedenfalls durchwegs mutige Klangexperimente. Keine Spur von flacher Populärmusik Von düster kratzigem Noise-Rock über experimentell-treibende Schepper-Beats bis hin zu elektronisch-untermalten Psycho-Trips - instrumentell betrachtet allemal ein mehr als interessantes Unterfangen. Hier befinden sich Streicher im Klangbett mit Mischpult-Produkten und Kratz-Gitarren. Für Kategorie-Fanatiker: Mich erinnert der Release des Quintetts vor allem an das Nebenprojekt eines gewissen Nick McCartney, so manchem bekannt als Mitglied der schottischen Erfolgs-Band Franz Ferdinand: Box Codax. Dennoch: Mir persönlich fehlts den oftmals elektronisch versetzten Vocals etwas an Ausdruck und Substanz. Gesanglich auch zu viel inszenierte Dramatik. Wie auch immer: Alles in allem ein verwegen-vielseitiges Unterfangen. Ein wunderbares CD-Artwork dazu. Sehr schön, mehr davon!
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